Sie befähigen ihre Mitarbeiter!
In den letzten Tagen habe ich die letzten 6 Monate der Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Diskussionen in Netzwerken reflektiert. In meiner Wahrnehmung gab es zwei komplett gegenläufige Entwicklungen. Auf der einen Seite die Themen Digitalisierung und New Work, welche in vielen Unternehmen hektische Aktivitäten in Form immer neuer Projekte hervorrief. Und auf der anderen Seite die Mitarbeiter und Führungskräfte, die Unterstützung in der täglichen Arbeit nachfragen, nach relevanten Informationen suchen und Ergebnisse erzielen wollen.
Organisationen haben nur einen Zweck, gemeinsam etwas zu unternehmen und Ergebnisse zu erzielen. Egal ob NGO, Konzern, KMU, Start-up oder Netzwerk. Wenn keine Ergebnisse erzielt werden, sind sie überflüssig. Diese Organisationen werden vom Markt verschwinden (Systemrelevante Ausnahmen bestätigen die Regel.). Ob und wie die Ergebnisse erzielt werden, hängt maßgeblich von den Menschen, deren Werte und Prinzipien ab.
Zwei Welten, ein Ziel?
In vielen Beiträgen über die neue Arbeitswelt liest und hört man von neuen Organisationsformen, notwendigen Veränderungen, der Zusammenarbeit und Konzentration auf digitale Wertschöpfung. Dazu werden neue Rollen ausgerufen, die für das Wohlsein der Mitarbeitenden und die Digitalisierung des Unternehmens verantwortlich sind. Das alles garniert mit einer Vielzahl von Veränderungsprojekten die das Ziel haben die scheinbar notwendige Infrastruktur an Kollaborationssoftware und mobilen Endgeräten zu installieren. Und gekrönt wird die neue Arbeitswelt, indem man Hubs aufbaut und „Arbeitslandschaften“ gestaltet.
Die inflationäre Verteilung von neuen Jobtiteln dient vielfach nur dazu Verantwortung bei Misserfolg, klar und eindeutig zuweisen zu können. Ob der CDO, der Feelgood Manager oder auch der Projektleiter. Wer am Ende versagt hat und “Schuld” ist, steht schon zu Beginn fest.
Und bei den schönen neuen (Wohn-) Arbeitswelten stellt sich vielfach die Frage, wie es Start-ups in Garagen und Hinterhöfen geschafft haben, erfolgreich zu sein? Kommt Inspiration, Durchhaltevermögen, Agilität und was man auch immer dazu braucht, durch Kissenlandschaften, einen Kicker und dem Kaffee im futuristischen Atrium?
Resultate?
Die Vielzahl, der Veränderungsprojekte die jetzt parallel in den Unternehmen gestartet werden, bedeuten langfristig deren Tod! Es stirbt erst die Motivation, dann das Engagement, und wenn dann die Initiativen der Mitarbeiter gestorben sind, dann bedeutet das den Tod jeder Unternehmung.
Es ist die Art und Weise, wie diese Projekte durchgeführt wurden, welche die Erwartungshaltung der Mitarbeiter auf den Gefrierpunkt sinken lässt. Im Gegenteil, statt sich auf Verbesserungen zu freuen, stellen sie sich auf Mehrarbeit zu den täglichen Belastungen ein. Warum? Aus Erfahrung!
Deshalb sind die Resultate dieser Veränderungsprojekte auch so dürftig. In einer Untersuchung aus dem Jahre 2016 lag nur bei 20 % der Projekte die Erfolgsquote größer 75 %![1] Das bedeutet, dass 80 % der Projekte nicht mal 75 % ihrer Ziele erreichten. Normalerweise würden solche „Geschäfte“ niemals genehmigt werden, die Erfolgsaussichten sind viel zu gering.
Verständliche Reaktion!
Diese Vorgehensweise ist weder effektiv noch effizient, aber verständlich. Die Verantwortlichen müssen mit geringem Aufwand schnell Erfolge nachweisen. Das funktionierte nur, wenn man sich auf den Business Change fokussierte. Prozesse verbessern, Software einführen, Hardware anschaffen. Dazu sind die genutzten Methoden auch geeignet. Klare Ressourcenplanung, Meilensteine und Kostenplanung und immer schön Soll und Ist gegenüberstellen.
Das ist einfach steuer- und schnell umsetzbar. So wird über Erfolg oder Misserfolg entschieden!
Die eigentlich wichtigere Seite, die Mitarbeiter hat man meist vergessen oder Sie wurden gerade einmal bei der Softwareschulung berücksichtigt. Ihre Anforderungen oder Erfahrungswissen werden nicht beachtet und auch nicht berücksichtigt. Ihre Wünsche und Ängste schon gar nicht. „Im Business haben Emotionen nichts zu suchen.“ Schon mal gehört? Dabei geht es im Business in erster Linie um Menschen und damit ihre Emotionen.
Revolution oder Evolution
Vielfach hört man, dass eine Revolution notwendig ist, um die bestehenden Strukturen und Vorgehensweisen zu verändern. Man muss die „alten Säcke entfernen“ und mit Quoten dafür sorgen, dass Missstände verbessert werden. Hilft das wirklich?
Sind Revolutionen nachhaltig? Nimmt man alle Menschen mit? Verändert man die Einstellung?
Die Realität zeigt etwas anderes. Meist wird ein System durch ein anderes ersetzt. Die Machtstrukturen, Seilschaften und Ungerechtigkeiten bleiben. Es sind dann eben andere Protagonisten und Protagonistinnen.
Wenn wir nachhaltig etwas verändern wollen, geht es nur durch Einsicht, Erfahrung, Einstellung und gemeinsame Ziele und Werte.
Diese evolutionäre Veränderung ist langwierig, komplex und damit nicht wirklich steuerbar, erfordert hohe Anstrengungen und viel Arbeit. Sichtbare Ergebnisse gibt es unter Umständen erst nach Jahren.
Aber dann sind diese wirklich sicht- und erlebbar. Durch die Mitarbeiter, die Kunden und alle anderen Stakeholder. Man erkennt das schon, wenn man Unternehmenszentralen betritt und sich nicht vom Marmor und den Glasfassaden ablenken lässt.
Intelligente Organisationen?
Erfolgreiche Unternehmen beschäftigen vor allem eines, kompetente Mitarbeiter, die an einer gemeinsamen Vision und mit gemeinsamen Werten arbeiten. Natürlich ist eine schön gestaltete Arbeitsumgebung nett, aber wenn die wesentlichen Rahmenbedingungen nicht stimmen, wird der Erfolg ausbleiben.
Die Anforderungen an die Mitarbeiter, Führungskräfte und das Topmanagement steigen scheinbar jeden Tag. Viele fühlen sich überfordert, desorientiert und taumeln von einem Termin in den nächsten. Das wird auf Dauer nicht gut gehen und hat mit der Grundidee von New Work, Agil oder Lean oder einfach nur „wir unternehmen etwas gemeinsam“ nichts zu tun.
Intelligente Organisationen bieten die Rahmenbedingungen, um Mitarbeiter zu befähigen. Wie sollen sie digitale Geschäftsprozesse generieren, wenn sie nie gelernt haben, dass Wissen nicht mehr Macht bedeutet? Wie sollten Führungskräfte erfahren, dass Führung auch ohne Druck und ständige Kontrolle funktioniert, wenn sie selbst nie etwas anderes erfahren?
Was tun?
Digitalisierung, New Work, Globalisierung, Disruption, und und und. Alles wichtige Themen. Aber sind es die wesentlichen Themen?
Aus meiner Sicht gibt es ein wesentliches Thema, um die Unternehmensziele, den eigentlichen Zweck einer Organisation zu erreichen:
Kompetente Mitarbeiter – die selbstständig denken und handeln!
Es sind Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Mitarbeiter nicht demotiviert werden. In denen sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen können. Dazu zählen in erster Linie die gemeinsamen Ziele und die gelebten Werte und Prinzipien. Sie geben Orientierung und Sicherheit. Ebenso sind offene und wertschätzende Kommunikation notwendig. Führungskräfte, die ihre Rolle darin sehen, die Mitarbeiter und Kollegen zu unterstützen. Netzwerke über Hierarchien und Bereichsgrenzen hinweg und der offene Austausch von Erfahrungswissen mit internen und externen Experten. Offenheit, Transparenz und Wertschätzung sind die Grundlagen engagierter Mitarbeiter.
Performance Support, um ihnen alle notwendigen Informationen zu dem Zeitpunkt und in der Form zur Verfügung zu stellen, in welchen diese benötigt werden. Das kennt doch jeder. Man sucht Informationen und findet Unmengen zu dem Thema im Internet. Man wird erschlagen von den Massen und findet doch nicht die gesuchte Information, die einem jetzt weiterhelfen könnte. Vielfach hatten Kollegen ähnliche Herausforderungen und haben diese erfolgreich bewältigt, aber man erfährt es nicht und auch nicht, wie ihre Lösung aussehen könnte.
Ein weiterer wichtiger Support ist die Möglichkeit einen Spezialisten direkt zu kontaktieren oder sein Netzwerk entsprechend zu erweitern. Das System schaut, wer von den internen Kollegen helfen kann oder mit welchen externen Experten ein Austausch sinnvoll wäre. So steht schnell Unterstützung zur Verfügung und können im Diskurs neue Ideen geboren werden.
Das Netzwerk wird erweitert und funktionierende Communities of Practices entstehen.
Die entstehenden Informationen (Text, Sprache und Video) und das dadurch resultierende Erfahrungswissen werden bereitgestellt. Als Performance Support und im Workplace Learning, als Bestandteil von Qualifikations- und Kompetenzentwicklungsmaßnahmen.
Workplace Learning, stellt die individuellen Ausbildungs- und Entwicklungsmaßnahmen im Rahmen des Arbeitsprozesses zur Verfügung. Neben reinen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen stehen dabei Kompetenz- und Werteentwicklungen im Fokus. Die Mitarbeitenden müssen neben den fachlichen Fähigkeiten sich auch darin entwickeln, in unübersichtlichen und oft chaotischen Situationen selbstständig handlungs- und entscheidungsfähig zu sein. Je höher diese Fähigkeiten ausgeprägt sind, umso schneller und besser werden Herausforderungen bewältigt und sind Innovationen möglich. Mit Menschen der Situation entsprechend richtig zu kommunizieren und wertschätzend zu arbeiten ist eine Grundvoraussetzung für kollaboratives Arbeiten.
Kompetenzentwicklung, damit die Mitarbeiter in unübersichtlichen, oft chaotischen und komplexen Situationen, selbstorganisiert handlungs- und entscheidungsfähig sind. Wissen und Qualifikationen sind Bestandteile und neben Werten, Normen und Prinzipien maßgeblich für die Entwicklung von Kompetenzen. Entwickeln kann man Kompetenzen aber nur durch handeln. Im beruflichen Umfeld durch handeln im Arbeitsprozess. Performance Support und Workplace Learning sind für die Kompetenzentwicklung sehr gut geeignet. Mitarbeiter lernen und entwickeln sich selbstorganisiert durch direkte Anwendung innerhalb der Arbeitsprozesse.
Fazit
Damit Organisationen ihre Ziele erreichen, benötigen sie kompetente Mitarbeiter. Wenn diese gefunden sind, müssen sie sich entwickeln können. Intelligente Organisationen schaffen die Rahmenbedingungen dazu. Performance Support und Workplace Learning helfen die Mitarbeiter im Arbeitsprozess zu unterstützen und sie weiter zu befähigen.
Ziele, Werte, Wertschätzung, offene Kommunikation, Führung, Leadership können neben der direkten Hilfe, Qualifikation und Kompetenzentwicklung transportiert, geübt und gelebt werden.
Erfolgreiche Organisationen sind intelligent – sie befähigen ihre Mitarbeiter.
[1] Gemeinsame Studie der Mutaree GmbH und des Instituts für Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen der Universität der Bundeswehr München, n = 408, Wiesbaden 2016
Bild: Pixabay; ar130405